Die Premierensaison der Athletikerinnen war fulminant, doch unvollendet. Ohne eine einzige Niederlage scheiterte der LASK denkbar knapp am Aufstieg in die zweite Liga. Mit neuen Kräften wagte der LASK im Herbst einen zweiten Anlauf und geht mit einer makellosen Bilanz als Winterkönig ins alles entscheidende Frühjahr:
Der Fußball schreibt seine ganz eigenen Geschichten. Das mussten die Athletikerinnen am Ende ihrer ersten Saison am eigenen Leib erfahren: Mit 20 Siegen und einem Unentschieden krönte sich der LASK souverän zum Meister der LT1 OÖ Liga und holte mit dem Sieg im OÖ-Cup-Finale das Double nach Linz. Doch in der darauffolgenden Aufstiegsrelegation waren zwei 1:1-Remis gegen die Landesmeister aus Kärnten und der Steiermark zu wenig für den Sprung in die 2. Liga. Obwohl der LASK in seiner Premierensaison ungeschlagen blieb, hieß es am Ende: Zurück an den Start.
Die Enttäuschung im Lager der Schwarz-Weißen währte nicht lange. Nach dreiwöchiger Verschnaufpause legten die Athletikerinnen Mitte Juli wieder los und bereiteten sich neuerlich auf die Mission Aufstieg vor. Das Grundgerüst des Teams wurde punktuell verstärkt und auch an der Linie gab es Veränderung: Benjamin Stolte, zuvor bei Frauen-Bundesligist Wacker Innsbruck tätig, stieß als neuer Cheftrainer zum LASK.
Mit neuem Elan und dem Aufstieg als festem Ziel vor Augen gelang es dem Team, im Herbst noch stärker zu performen als in der Vorsaison: Nach neun gespielten Runden stehen ganze 78 Tore zu Buche – das sind 20 mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Mit neun Siegen aus neun Spielen holte der LASK zudem zwei Punkte mehr als 2021, fünf Zähler beträgt der Vorsprung auf den ersten Verfolger, die SPG Steyr.
Besonders fulminant präsentierte sich die LASK-Offensive beim 14:0-Auswärtssieg gegen Aufsteiger St. Stefan im Oktober: Mittelfeldspielerin Simone Krammer steuerte einen Viererpack bei, Rechtsaußen Katharina Mayr erzielte gar einen Sechserpack. Auch im OÖ-Cup gab sich der LASK keinerlei Blöße und steht nach einem souveränen Erstrundensieg gegen Fünftligist SV Hellmonsödt (12:0) im Achtelfinale.
Toptorjägerin: 21 Mal durfte Kapitänin Katharina Mayr im Herbst jubeln.
„Die Mannschaft hat im Herbst eine tolle Entwicklung durchlaufen und sich stetig verbessert – etwa im Spiel gegen den Ball. Auf dieser soliden Basis wollen wir im Frühjahr aufbauen. Wenn wir unseren Weg konsequent weitergehen, werden wir unsere Ziele im Sommer erreichen“, resümiert Cheftrainer Benjamin Stolte die Herbstsaison seines Teams.
Doch obgleich die Leistungen in der LT1 OÖ Liga und im OÖ Cup herausragend waren, war der Höhepunkt des Herbsts in einem anderen Bewerb zu finden: Im ÖFB-Cup. Als oberösterreichischer Cupsieger qualifizierte sich der LASK erstmals für den österreichweiten Cupbewerb. Im Erstrundenmatch kam es im August zum Wiedersehen mit dem steirischen Zweitligisten Preding – jenem Team, gegen das der LASK in der Relegation hauchdünn am Aufstieg gescheitert war.
Mit einem 2:1-Heimsieg glückte die Revanche und der Einzug ins Achtelfinale. Dort bescherte die Losfee den Athletikerinnen ein brisantes Duell: Am 19. November 2022 empfingen die Schwarz-Weißen ausgerechnet den Stadtkonkurrenten und Bundesligisten SPG Union Kleinmünchen/FC Blau Weiß Linz in der Raiffeisen Arena Pasching.
Angefeuert von rund 1200 frenetischen Fans warf der LASK gegen den Favoriten alles in die Waagschale – und kam nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand durch einen strammen Distanzschuss von Nadine Wiener noch einmal heran. Zwar blieb es letztlich trotz spielerischer Überlegenheit bei einer knappen 1:2-Niederlage, doch tat das den Feierlichkeiten nach dem Schlusspfiff keinen Abbruch. Für den mehr als ebenbürtigen Auftritt gegen den Erstligisten wurde das Team mit minutenlangen Fangesängen gefeiert.
Tea Krznaric & Co zeigten im Stadtderby einen starken Auftritt.
Damit derlei Highlight-Spiele in Zukunft zur Gewohnheit werden, braucht es nachhaltige und weitsichtige Planung. Daher erweiterte der LASK die Frauenfußball-Sparte zu Saisonbeginn um zwei wichtige Facetten: Neben der Kampfmannschaft und der U16, die bereits 2021/22 an den Start gingen, schickten die Schwarz-Weißen im Herbst auch eine 1B-Mannschaft in der fünftklassigen Frauenklasse Nord/Ost ins Rennen. Die neuformierte Zweitvertretung der Athletikerinnen mit Trainer Thomas Pankotai liegt nach der Hinrunde ungeschlagen an der Tabellenspitze der Frauenklasse Nord/Ost, ein Aufstieg in die Landesliga scheint möglich.
Ein weiterer zentraler Schritt Richtung Zukunft war die Gründung einer eigenen Abteilung für Mädchenfußball in der LASK Akademie OÖ: „Es war immer unser Ziel, Mädchen die Möglichkeit zu bieten, am Standort Oberösterreich Spitzensport zu betreiben. Die Etablierung einer eigenen Abteilung innerhalb der LASK Akademie OÖ ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg“, erklärt Frauenfußball-Koordinator Lukas Schmidsberger.
Mavie Schweitzer: Als eine von acht AKA-Spielerinnen kam die 15-Jährige bereits auf 10 Kampfmannschaftseinsätze in dieser Saison.
Acht junge Spielerinnen bilden den ersten Jahrgang der neuen Akademie-Abteilung und besuchen parallel zum intensiven Fußballtraining entweder das BORG Honauerstraße oder die HAS Rudigierstraße. Die Jungtalente sind für alle LASK-Teams – U16, 1B und Kampfmannschaft – spielberechtigt und können so gemäß ihrer Leistungsniveaus Erfahrungen sammeln. „Das Training in der Akademie ist spezifisch auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet, es ist gut organisiert und abwechslungsreich. Aufgrund der idealen Kombination aus fußballerischer und schulischer Entwicklung habe ich mich für die LASK Akademie OÖ entschieden“, sagt etwa die 15-jährige Mavie Schweitzer, die in dieser Saison bereits zehn Kampfmannschaftseinsätze verbuchen konnte.
Gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen nimmt die quirlige Angreiferin nun das Ziel Aufstieg ins Visier. In der Relegation könnte es zu Duellen mit großen Namen kommen, der GAK und Austria Klagenfurt befinden sich derzeit auf Relegationskurs. Die schwarz-weiße Anhängerschar darf sich demnach auf ein spannendes Frühjahr freuen. Und vielleicht schreibt der Fußball ja diesmal ein schwarz-weißes Happy End.