Lisa Alzner ist die Cheftrainerin der neuen Frauenmannschaft des LASK. Die 22-jährige Salzburgerin war Bundesliga- und Nachwuchsnationalspielerin und ist seit vier Jahren Trainerin. Im Interview verrät Alzner, was sie an ihrer neuen Aufgabe besonders reizt, welche Fußball-Philosophie sie vertritt und wo der Weg mit dem LASK hinführen soll.
Mit Anfang Juli trittst Du beim LASK das Amt als Cheftrainerin unserer neuen Frauenfußball-Mannschaft an. Was reizt Dich besonders an dieser neuen Aufgabe?
Das Projekt reizt mich besonders, weil ich es als große Chance sehe, den Frauenfußball in Oberösterreich und im ganzen Land voranzubringen. Es ist großartig, dass ein namhafter Verein wie der LASK den Frauenfußball sehr strategisch und mit vielen Ideen dahinter angeht. Unser Konzept berücksichtigt alle Ebenen, wir haben vom Breiten- bis zum Spitzensport alles mitgedacht. Mir ist eine strategische und nachhaltige Herangehensweise sehr wichtig und die sehe ich beim LASK.
In einem früheren Interview hast Du gesagt, dass es wichtig ist „durch offene Türen zu gehen, Neues auszuprobieren und auch mal Risiko zu gehen“ – ist der LASK für Dich so eine offene Tür?
Auf jeden Fall. Ich bin jetzt seit Längerem als Trainerin tätig, konnte im Frauenfußballzentrum drei Jahre lang Erfahrung sammeln und mir so genau die Expertise aneignen, die der LASK benötigt. Dass ich bei diesem Projekt jetzt federführend mitgestalten kann, freut mich sehr.
Vor deiner Karriere als Trainerin warst du auch als Spielerin aktiv. Wann hast Du mit dem Kicken begonnen?
Los ging’s schon mit sechs Jahren, und zwar bei meinem Heimatverein USV Elixhausen im Flachgau. Bis zur U12 habe ich dort gemeinsam mit den Burschen gekickt. Danach bin ich zum USC Eugendorf gewechselt, wo ich in der U14 ebenfalls noch mit Burschen gespielt habe. Zeitgleich war ich da schon im Leistungszentrum in Seekirchen aktiv und habe dann ein Jahr lang das Schulsportmodell Salzburg besucht.
Danach bin ich in die 2. Bundesliga zum FC Bergheim gewechselt, wo ich den Sprung in den Erwachsenenfußball gewagt habe. In dieser Zeit wurde ich auch in die ÖFB Frauen-Akademie in St. Pölten aufgenommen, wo ich vier Jahre gespielt habe. 2017 hat es mich dann schließlich nach Linz verschlagen und ich bin zur Union Kleinmünchen in die Bundesliga gewechselt. Mit 18 Jahren habe ich dann meine aktive Karriere beendet, begonnen Sportwissenschaften zu studieren und die Trainerin-Laufbahn eingeschlagen.
Du warst auch U17- und U19-Nationalspielerin und somit eigentlich auf dem besten Weg zur erfolgreichen Fußballerin. Wie kommt’s, dass du so früh Trainerin geworden bist?
Das liegt an meiner Verletzungs-Geschichte: Ich hatte oft mit langwierigen Knieverletzungen zu kämpfen und daher schon früh bemerkt, dass eine Laufbahn als aktive Spielerin schwierig wird. Dafür konnte ich umso früher mit der Ausbildung zur Trainerin starten und habe in den letzten vier Jahren schon viel gesehen: Aktuell betreue ich die oberösterreichische U14-Mädchen-Auswahl und arbeite auf die UEFA-B-Lizenz hin. Nächsten Monat steht die Abschlussprüfung an – da bin ich guter Dinge, dass das klappt.
Dein Engagement im Fußball beschränkt sich nicht nur auf Österreich, Du arbeitest auch federführend am Playmakers-Programm der UEFA mit. Was hat es damit auf sich?
Playmakers ist ein europaweites Projekt, das sich an 5- bis 8-jährige Mädchen richtet. Ziel ist es, mehr dieser Mädchen für den Fußball zu begeistern. Dazu verwenden wir eine spezielle Methodik, die spielerische Elemente mit sportlich-motorischen Aktivitäten verknüpft. Für diese Methodik bin ich eine von vier Coach Educators in Österreich und außerdem als Technical Expert Teil des Projekt-Teams der UEFA, das sich mit der Weiterentwicklung und der Verbreitung der Playmakers-Idee beschäftigt.
Die langjährige deutsche Nationaltrainerin Silvia Neid, die amtierende FIFA-Trainerin des Jahres Sarina Wiegman oder natürlich unsere Nationaltrainerin Irene Fuhrmann – erfolgreiche Trainerinnen gibt es viele. Hast Du ein bestimmtes Vorbild, an denen Du Dich in Deiner Arbeit orientierst?
Irene Fuhrmann ist auf jeden Fall ein großes Vorbild von mir. Ich hatte die Ehre, sie als Spielerin in der Frauen-Akademie und der U19-Nationalmannschaft zu erleben. Sie hat als Trainerin eine sehr beeindruckende Entwicklung durchgemacht und macht ihre Sache im Nationalteam richtig gut. Sie ist eine echte Pionierin im Frauenfußball und für mich in vielen Dingen ein Vorbild.
Kommen wir zurück zum LASK. Die Aufgabe, vor der Du stehst, ist sicher eine spezielle: Es gilt, eine Mannschaft von Null auf neu aufzubauen. Liebst Du solche Herausforderungen?
Ich finde das richtig cool! Die Aufgabe mag auf den Blick sehr schwierig wirken, aber sie kann am Ende umso lohnenswerter sein. Wir stehen jetzt am Beginn eines langen Prozesses – und wenn man dann am Ende zurückblicken kann und wirklich etwas Gutes aufbauen konnte, ist der Stolz umso größer. Ja, es ist eine große Herausforderung. Aber mich reizt die Aufgabe beim LASK wesentlich mehr, als irgendwo ein bereits vorgefertigtes Konstrukt vorzufinden, wo ich nur punktuell Änderungen vornehmen kann. Beim LASK kann ich alle meine Ideen von Anfang an einbringen und freue mich daher umso mehr, auf das, was kommt.
Seit 8. März können sich Spielerinnen für die LASK-Sichtungstrainings anmelden – wie wird diese Möglichkeit bisher wahrgenommen?
Wir haben bereits viele Anmeldungen von Spielerinnen aus mehreren österreichischen Ligen erhalten. Mich persönlich freut auch, dass sich sehr viele junge Spielerinnen angemeldet haben – die Perspektive, die wir ihnen beim LASK bieten, wird also bereits wahrgenommen. Bis zum Sichtungstag werden sicher noch viele weitere Anmeldungen hereinflattern – und dann geht’s an die Arbeit!
Wie sieht der weitere Weg bis zur Präsentation einer kompletten Mannschaft aus?
Zunächst ist es wichtig, dass wir die grundlegenden Strukturen schaffen, ein Trainer-Team zusammenstellen und uns dann voll und ganz auf die professionelle Abwicklung des Sichtungstags konzentrieren. Wann dieser genau stattfindet, ist momentan noch vom weiteren Verlauf der Gesundheitslage in Österreich abhängig. Aber kurz nach dem Sichtungstag wird sich die neue LASK-Mannschaft langsam, aber sicher herauskristallisieren.
In der Saison 2021/22 wird das Team dann den Spielbetrieb aufnehmen. Welche Zielsetzung gibt es für diese erste Phase, die erste Saison?
Unser primäres Ziel muss es sein, eine Mannschaft zu formen, die auch als echte Mannschaft funktioniert. Eine Mannschaft, in der ambitionierte, junge Spielerinnen zum Einsatz kommen. Alle Spielerinnen sollen sich beim LASK wohlfühlen und sich auf die bevorstehenden Aufgaben freuen. Gelingt uns das, ist der erste wichtige Schritt bereits getan. Sportlich wollen wir natürlich so gut wie möglich abschneiden – aber das ist dann der zweite Schritt.
Wie tickt die Trainerin Lisa Alzner, welche Art von Fußball sagt Dir am meisten zu?
Zunächst muss ich festhalten, dass es sehr stark auf das jeweilige Team ankommt, das ich betreue. Aber unabhängig davon bin ich auf jeden Fall eine Anhängerin des Ballbesitz-Fußballs. Für mich beginnt der Fußball in jenen Momenten richtig Spaß zu machen, wenn man selbst den Ball hat. Hohe Dynamik und Laufintensität sind ebenfalls Dinge, die ich gerne umgesetzt sehe. Da bin ich überzeugt, dass im Frauenfußball noch ganz viel Potential gegeben ist, auch was den konditionellen Bereich betrifft.
Wo willst Du mit dem LASK langfristig hin?
Mittelfristig wollen wir natürlich den Aufstieg in die 2. Liga und langfristig in die Bundesliga schaffen. Kurzfristig wollen wir jetzt erst einmal eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen und in Oberösterreich Fuß fassen. Und neben der ersten Mannschaft gehen wir auch den Aufbau weiterer Strukturen im Jugendbereich an. Der Blick ist also sportlich ganz klar nach oben gerichtet, aber bis dahin wartet noch viel Arbeit auf uns.