“Fußball kann anstrengend sein, harte Arbeit zahlt sich aber aus!”


Jana Kofler ist mit nur 21 Jahren schon eine echte Routinierin in den Reihen der Athletikerinnen. Auf dem Platz lenkt die Mittelfeldspielerin ihre Teamkolleginnen und auch neben dem Platz ist sie als Teil des Mannschaftrates eine wichtige Taktgeberin. Wir haben mit ihr über ihre Rolle in der Mannschaft und ihre Erfahrungen im Ausland sowie in den ÖFB-Nationalteams gesprochen:

Jana, du bist mit nur 14 Jahren in die ÖFB-Akademie nach St. Pölten gekommen. Was hat dieser Schritt für dich bedeutet?

Ich wollte früher nie von zu Hause weg, von dem her war es für mich natürlich eine sehr große Umstellung. Das Heimweh hat sich aber zum Glück schnell gelegt und ich habe sehr bald neue Freunde gefunden. Zu Beginn war das viele Training sehr anstrengend, aber ich habe mich schnell an den neuen Rhythmus gewöhnt. Die Anstrengung hat sich sehr bald in Spaß umgewandelt.

 

Wie kann man sich einen normalen Akademie-Tag vorstellen?

Der Tag hat um acht Uhr begonnen, dann hatten wir bis zehn Uhr Training. Zwischen 10:30 Uhr und 14:30 Uhr hatten wir Schule und danach ging’s nochmal ins Training. Nach dem Abendessen war dann eine Lernstunde eingeplant.

 

Würdest du den Schritt in die Akademie nochmal machen?

Ja! Ich habe so viel rund um den Fußball gelernt, bin zu einer reiferen Spielerin geworden und deswegen würde ich es wieder so machen. Auch wenn es oft schwierig war, ohne meine Familie und Freunde in einer anderen Stadt zu sein und weniger Freizeit zu haben. Die Zeit zu Hause habe ich dann mehr zu schätzen gewusst. Jetzt ist das Verhältnis zur Familie und zu den Freunden umso besser.

 

Wie laufen die Trainings in der Akademie ab?

Wir hatten vormittags immer Krafttrainings – abwechselnd Oberkörper, Schnellkraft und Beinkraft. Nachmittags waren dann fußballspezifische Trainings angesetzt. Auch hier hatten wir immer verschiedene Schwerpunkte. Mal hatten wir Pressing, dann wieder Mannschaftstaktik und am nächsten Tag zum Beispiel Offensivtraining.

Du hattest während der Akademie auch Einsätze im U17- und U19-Nationalteam. Welche Erfahrungen hast du auf den Lehrgängen gemacht?

Ich glaube, man stellt sich die Lehrgänge oft anstrengender vor, als sie sind. Wir hatten zwar jeden Tag zwei Trainings, die aber auf das anstehende Spiel abgestimmt waren und auch das Krafttraining fiel weg. Dazwischen hatten wir immer viel Freizeit. Pro Lehrgang waren meistens zwei Spiele angesetzt. An Spieltagen hatten wir am Vormittag eine kleine Mobilitätseinheit zum Warmmachen und am Tag nach dem Spiel fand nur eine kurze Regenerations-Einheit statt.

 

Welcher Lehrgang ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Wir waren einmal in Spanien und trafen dort auf die englische Auswahl. Auch wenn es keine Elite- oder Qualirunde war, würde ich dieses Spiel als mein Highlight nennen. Das war einfach ein geiles Spiel und ich konnte sogar ein Tor erzielen – es hätte nicht besser laufen können für mich.

 

Zwischen 2016 und 2018 hast du für den 1. FC Passau gespielt. Wie ist der Wechsel zustande gekommen?

Wie das genau passiert ist, weiß ich nicht mehr so genau. Ich weiß noch, dass ich nicht mehr bei den Jungs spielen durfte und mich kein Verein aus der Gegend wirklich reizte. Mit dem Frauenfußball hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt noch wenig auseinander gesetzt, von dem her kam Passau sehr gelegen für mich, weil ich dort zuerst noch in der Jugendmannschaft eingesetzt wurde. Erst mit der Zeit durfte ich bei den Erwachsenen in der Bayernliga ran.

 

Nach zwei Saisonen bist du zurück nach Österreich gekommen. Beim FC Bergheim konntest du Bundesliga-Erfahrung sammeln. Wie schätzt du die österreichische Bundesliga im Vergleich zur Bayernliga ein?

Die Bayernliga würde ich eher mit der zweiten Bundesliga vergleichen. Es wird guter Fußball gespielt, aber mit den Top-Vereinen in Österreich können die Teams dann doch nicht mithalten. Ich habe mich auf jeden Fall körperlich wie auch spielerisch weiterentwickeln können.

 

Wie war es dann in der Bundesliga für dich?

Es war auf jeden Fall eine wichtige Erfahrung. Ich bin da erst richtig in den Frauenfußball gekommen und musste mich erst Mal einleben. Es war gerade zu Beginn eine große Herausforderung, weil ich immer auf meinen Papa angewiesen war, der mich zu den Trainings nach Bergheim gebracht hat. Auch der Fußball war anders, als der, den ich bis dahin kannte. Es wurde viel robuster gespielt, was für mich sehr anstrengend war. Auch das Niveau war viel höher, da viele Spielerinnen bereits lange Zeit in der ersten oder zweiten Bundesliga gespielt hatten. Für mich persönlich war es eine doppelte Herausforderung, weil ich aufgrund des Akademie-Besuchs nur einmal in der Woche am Training teilnehmen konnte und so länger brauchte, bis ich Anschluss gefunden habe.

Kommen wir zum LASK. Wo steht ihr sportlich und was fehlt euch noch zu einem wirklichen Spitzenteam?

Ich glaube, jede Einzelne von uns wäre für sich gut genug für eine höhere Liga. Wenn wir es schaffen, unsere Abläufe noch besser aufeinander abzustimmen, dann glaube ich schon, dass wir zusammen noch viel erreichen können. Für ganz oben braucht es aber noch viele taktische Anweisungen und Trainings gemeinsam. Je öfter wir gemeinsam trainieren und spielen, desto näher wird uns das an unser Ziel bringen.

 

Wie siehst du deine Rolle im Team?

Dadurch, dass ich in der Akademie war und schon früh im Ausland aber auch in der Bundesliga gespielt habe, bringe ich Erfahrungen mit, die sicher nicht jede hat. Ich kann meinen Mitspielerinnen dadurch neue oder andere Inputs geben. Ich nehme mich aber selber nicht zu wichtig, sondern versuche einfach, der Mannschaft so gut es geht zu helfen – egal ob auf oder neben dem Platz!

 

Bevor du in die Akademie nach St. Pölten gegangen bist, warst du Teil der Nachwuchsmannschaften des SV Pichl. Jetzt bist du dort Nachwuchstrainerin. Was gibst du deinen SpielerInnen mit?

Das Miteinander ist für mich am wichtigsten. Es geht darum, dass die Kinder Spaß haben und sich gegenseitig ermutigen und helfen. Ich finde es sehr beeindruckend zu sehen, wenn bessere Kicker zu den Schwächeren hingehen und ihnen bei den Übungen helfen. Für mich ist ein gesunder Ehrgeiz auch Teil des Sports, trotzdem muss man auch verlieren können. Jetzt lernen die Kids gerade, dass Fußball auch manchmal anstrengend sein kann, sich die Arbeit aber auszahlt.  Unseren Mädels sag ich gerne, dass sie sich nicht von den Jungs unterkriegen lassen sollen und sich nicht verstecken müssen – die machen das aber eh super!

 

Auch bei den Playmakers – einem Projekt der UEFA, an dem auch der LASK teilnimmt – bist du als Coach dabei. Wie findest du das Projekt?

Die Playmakers finde ich sehr spannend. Mädels mit Spiel und Spaß zum Fußball zu bringen macht schon Sinn. Die Geschichten, die dahinter stecken, kennen wirklich alle Kinder und so entdecken viele Mädchen, die eigentlich keinen Bezug zum Fußball haben, dass es ja doch Spaß macht, Fußball zu spielen. Je länger wir mit den Playmakers arbeiten, desto eher kommen die Mädchen, weil sie Fußball spielen wollen und nicht weil wir ihnen eine Geschichte vorlesen – das war schon cool zu Beobachten.